Die besten Roadmovies

Auf und davon – das Genre des Roadmovies

Beitrag von Christopher 26.06.2023 7 Minuten 0

Kino ist Bewegung: 24 Bilder pro Sekunde rauschen an uns vorbei, erzeugen bestenfalls einen Sog, der uns völlig gefangen nimmt. Eine besondere Bedeutung bekommt die vorwärtsdrängende Eigenschaft des Mediums im Roadmovie, einem der wohl klassischsten US-Genres. Schon der Western erzählt von langen Reisen durch ein weites Land, aufregenden Erfahrungen und Erkenntnissen, die manchmal zu einer neuen Selbsteinschätzung führen. Acht eindrucksvolle Beispiele des «Strassenfilms» wollen wir im Folgenden kurz und knackig vorstellen. Hier kommen 8 Roadmovies für Dich:

«Lohn der Angst» (1953): Der hochriskante Job

Henri-Georges Clouzots Meisterwerk steht für eine Ausprägung des Genres mit dem Etikett «Die gefährliche Aufgabe». In einem lateinamerikanischen Kaff im tiefsten Dschungel lassen sich vier abgebrannte Männer für ein Himmelfahrtskommando engagieren. Mit zwei Lastwagen sollen sie dringend benötigtes Nitroglyzerin zu einer 500 Kilometer entfernten Erdölquelle schaffen. Die leicht hochexplosive Fracht und das unwegsame Gelände bringen die Glücksritter rasch an ihre Grenzen. In bestechenden Schwarz-Weiss-Bildern entfaltet der Film ein Szenario, das vor Spannung nur so vibriert. Knapp, aber präzise charakterisiert Clouzot seine zynischen Helden, die nur auf das schnelle Geld schielen. Und schonungslos schildert der existenzialistische Roadmovie-Thriller ihren Untergang. Hochmut kommt vor dem Fall – daran erinnert uns «Lohn der Angst» vor allem in der bitterbösen Schlusspointe.

Actionreicher Klassiker des Genres. ©Pathé Renn Productions

«Bonnie and Clyde» (1967): Outlaws on the road

Nicht wenige Roadmovies schicken Verbrecher:innen auf die Reise. Einer der wirkmächtigsten Filme dieser Spielart ist zweifellos Arthur Penns Gangsterballade «Bonnie and Clyde». Diese leitete eine kurze unkonventionelle Schaffensphase im Hollywood-Kino ein. Basierend auf wahren Begebenheiten, erzählt der Film von Bonnie Parker und Clyde Barrow, die in den 1930er Jahren ihren Traum von Freiheit im Südwesten der USA mit Überfällen ausleben. Von den Behörden gejagt, werden die beiden auf ihrer Odyssee unverhofft zu Volksheld:innen. Das Spannende an diesem Klassiker: Einerseits feiert er das Bild der rechtsbrüchigen, gegen Autoritäten aufbegehrenden Aussenseiter:innen, stellt es gleichzeitig aber auch in Frage. Bekannt ist der Klassiker vor allem für seinen furios-blutigen Showdown.

Roadmovies: Bonnie and Clyde
Verbrecher:innen auf der Flucht. ©Everett Collection

«Easy Rider» (1969): Land der geplatzten Träume

Noch so ein Meilenstein des New-Hollywood-Kinos, das von Ende der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre für frischen Wind sorgte. Mit bescheidenem Budget gedreht, übte «Easy Rider» enormen Einfluss auf die Filmgeschichte aus. Dennis Hopper inszeniert sich und Peter Fonda als Biker, die mit ihren Maschinen und einer Stange Rauschgift quer durch die USA reisen. Allerdings nicht gen Westen, wie es im Western üblich ist, sondern von Los Angeles nach New Orleans. Die Fahrt in die entgegengesetzte Richtung nimmt schon die Grundstimmung vorweg. Unsere Protagonisten fahren durch ein Land, das seine Träume verloren hat, dessen Schattenseiten mehr und mehr zu Tage treten. Eine Nation, die Ende der 1960er Jahre zwischen gesellschaftlichem Aufbruch und reaktionärem Backlash zerrissen zu werden droht. Bezeichnend, mit welch sinnlosem Gewaltakt die Tour des Duos endet. Teils in psychedelische Bilder gekleidet, zieht das ungeschliffene Roadmovie einiges an Kraft aus seinem fulminanten Soundtrack: «Born to Be Wild» eben!

Roadmovies: Easy Rider
Ein Roadmovie, das durch seine starken Bilder und den fulminanten Soundtrack überzeugt. ©Cineman

«Thelma & Louise» (1991): Freundinnen brechen aus

Oft sind es im Genre die Männer, die es nicht länger an einem Ort hält, die auf der Strasse die Freiheit suchen. Eine fulminante feministische Perspektive brachte Ridley Scotts «Thelma & Louise» Anfang der 1990er Jahre in den Roadmovie-Kosmos ein. Zwei Freundinnen, eine Hausfrau und eine Kellnerin, wollen darin eigentlich nur ein entspanntes Wochenende ohne Männer verbringen, geraten durch unglückliche Umstände aber ins Visier der Polizei. Die Folge: Eine wilde Flucht, auf der sie sich endlich freizumachen versuchen von den Zwängen des Patriarchats. Die starken Hauptdarstellerinnen Susan Sarandon und Geena Davis, eine überzeugende Regiearbeit, ein mit Konventionen brechendes Drehbuch, das kritisch auf die gesellschaftlichen Verhältnisse blickt, und ein Finale, das man so schnell nicht vergisst. «Thelma & Louise» verdient sich seinen Status als Klassiker allemal. 

Die besten Roadmovies: Thelma & Louise
Ein entspanntes Wochenende wird zu einem waschechten Roadtrip. ©Cineman

«Little Miss Sunshine» (2006): Schräger Familienausflug

Der Weg ist das Ziel – eine typische Roadmovie-Erkenntnis, die auch und vor allem für die sympathische Tragikomödie «Little Miss Sunshine» gilt. Auf Reisen geht hier eine schräge US-Sippe in einem VW-Bus, der die besten Zeiten längst hinter sich hat. Grund für den Aufbruch ist ein Schönheitswettbewerb, an dem die kleine Tochter unbedingt teilnehmen möchte. Der Amerikanische Traum in all seinen Facetten und die Schwierigkeit, ihm wirklich nahezukommen – darum geht es bei dem turbulenten Ausflug immer wieder. Liebevoll gezeichnete Figuren, sich voll einbringende Darsteller:innen und eine gewitzte Ode an den Familiensinn machen den preisgekrönten Film zu einem Erlebnis der besonderen Art. Die Strasse als Katalysator einer kurzweiligen Wir-finden-wieder-zusammen-Story – herrlich!

Roadmovies der anderen Art: Little Miss Sunshine
Familienausflug mit einer Portion Tragik. ©Cineman

«The Road» (2009): Wanderer in der Finsternis

Ein besonders düstere Variante des Roadmovie-Motivs findet sich im Endzeitdrama «The Road» nach Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy. Seit einem verheerenden Ereignis ziehen ein Vater und sein Sohn durch ein zerstörtes Amerika und wollen sich zur Küste durchschlagen. Grau-braune Töne dominieren John Hillcoats Adaption, die allein dadurch ein bedrückend-trostloses Bild skizziert. Die Protagonisten treten hier keine euphorische Sinnsuche an, sondern kämpfen ums nackte Überleben in einer Welt, der jegliche Menschlichkeit abhandengekommen scheint. Treffend besetzt mit Charakterkopf Viggo Mortensen, hallt die postapokalyptische Geschichte nach. Es konfrontiert uns mit einer ungemütlichen Frage: Was würden wir tun, wenn die Zivilisation zusammenbricht? 

Düstere Roadmovies: The Road
Düsteres Roadmovie in postapokalyptischen Verhältnissen. ©Cineman

«Der grosse Trip – Wild» (2014): Neuanfang durch Extremerfahrung

Der Weg zu sich selbst – oft markiert er das Zentrum eines Roadmovies, das nicht nur für Bewegung steht. Auch die Kontemplation in der Einsamkeit der Natur spielt im Genre eine bedeutende Rolle. In «Der grosse Trip – Wild» verkörpert Reese Witherspoon eine junge Frau, die persönliche Schicksalsschläge und Abstürze zum Anlass für eine herausfordernde Reise nimmt. Auf dem Pacific Crest Trail, einem berühmten Fernwanderweg im Westen der USA, will sie ihr Leben neu ordnen und muss dafür gewaltige Hürden überwinden. Der auf einem wahren Erlebnisbericht basierende Film ist nicht frei von typischen Erbauungsgesten. Erfreulicherweise versinkt er aber nie in stumpfem Pathos und räumt seiner kantigen Hauptfigur ein, widerspenstig zu bleiben. Aus dem Stoff hätte man sicher einen krassen Kitschstreifen machen können. Gewinnbringend ist nicht zuletzt der Humor, der mehrfach in die Handlung eindringt.

Klassische Roadmovies: Der grosse Trip
Beruht auf einem wahren Erlebnisbericht: «Der grosse Trip – Wild». ©Cineman

«Supernova» (2020): Letzte gemeinsame Reise

Was nach einem Science-Fiction-Thriller klingt, erweist sich als ungemein feinfühlige Studie einer grossen, auf ihr schleichendes Ende zusteuernden Liebe. In seiner zweiten Regiearbeit schickt Harry Macqueen einen Pianisten und dessen an Demenz erkrankten Lebensgefährten durch die englische Provinz, wo sie alte Freund:innen besuchen, in Erinnerungen schwelgen und sich unbequemen Wahrheiten stellen. Was macht die Diagnose mit ihrer Beziehung? Dieser Frage nähert sich der in stimmungsvoll-herbstliche Bilder getauchte Film auf berührende Weise. Starke, vielschichtige Dialoge und das phänomenal intime Zusammenspiel der im wahren Leben eng befreundeten Hauptdarsteller Colin Firth und Stanley Tucci verleihen dem Roadmovie der Marke «Letzte Reise» eine unglaubliche Wucht.

Roadmovies: Supernova
Eine letzte gemeinsame Reise. ©Cineman

Die besten Roadmovies bei Teleboy streamen

Wen jetzt auch das Fernweh gepackt hat, der muss nicht selbst losziehen und eine Roadtrip starten. In der Teleboy Themenwelt «Fernweh» findest Du eine grosse Auswahl an Roadmovies. Ob lustig, düster oder actionreich: Hier findest Du sicher eine Reise, die Deine Wanderlust stillen kann.

Roadmovies in der Teleboy Themenwelt «Fernweh»

Du willst mehr über die Teleboy Themenwelten erfahren? Dann haben wir Dir in diesem Artikel alle wichtigen Informationen zusammengestellt.


Weitere Beiträge von Christopher

0 Kommentare