Die 5 besten Rollen von Scarlett Johansson

Einst auf die Rolle des Sexsymbols reduziert, diesem Klischeebild aber schon längst entkommen: Seit geraumer Zeit wird Scarlett Johansson vor allem für ihre Darbietungen gefeiert und beweist eine beachtliche Bandbreite. Intime Dramen liegen ihr ebenso wie das krachende Spektakelkino des Marvel Cinematic Universe. Die Ausstrahlung des Sci-Fi-Actionthrillers «Lucy» am 20. Januar auf VOX wollen wir zum Anlass nehmen, um ihre 5 stärksten Rollen Revue passieren zu lassen.

Lost in Translation (2003)

Mit Sofia Coppolas zweitem Spielfilm «Lost in Translation» gelang Scarlett Johansson der internationale Durchbruch. Selten wurden Einsamkeit, Entfremdung und Melancholie in den letzten Jahrzehnten so feinfühlig und differenziert auf die grosse Leinwand gebracht wie in diesem mit komischen Einlagen aufgebrochenen Drama, das völlig zu Recht mit zahlreichen Preisen bedacht wurde. Johansson spielt hier eine amerikanische Uniabsolventin, die auf einer Tokio-Reise mit ihrem Mann einem abgehalfterten US-Schauspieler (Bill Murray) begegnet und in ihm einen Seelenverwandten entdeckt. Der Film beschreibt eine ungewöhnliche Freundschaft, weigert sich, klassischen Hollywood-Mustern zu folgen, und bietet den beiden Hauptdarstellern in vielen geistreichen, intimen, um den Sinn des Lebens, die Liebe, Enttäuschungen und Sehnsüchte kreisenden Gesprächen ausreichend Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu demonstrieren. «Lost in Translation» ist eigentlich der beste Beweis, dass die Zuschreibung als Sexbombe Johansson keineswegs gerecht wird. Viele bunte Blätter liessen sich davon jedoch nicht beirren und stellten in den folgenden Jahren immer wieder ihr Aussehen in den Mittelpunkt der Berichterstattung.

Cineman: 4 von 5 ★

Under the Skin (2013)

Für den britischen Filmemacher Jonathan Glazer schlüpfte Scarlett Johansson in die Rolle eines in Schottland auf Männerfang gehenden Aliens. Bis heute ist der herausfordernd experimentelle Science-Fiction-Streifen«Under the Skin» der wohl ungewöhnlichste Eintrag in der Filmografie der in New York geborenen Schauspielerin. Wer sich auf die mysteriöse, ohne viele Worte auskommende Geschichte einlassen kann, wird mit einem visuell und akustisch eindrucksvollen Werk belohnt, das die grosse Frage nach dem Wesen des Menschseins auf originelle Weise verhandelt. Johanssons Mut zum Risiko, den längst nicht alle Hollywoodstars besitzen, kann man nur beklatschen. Hoffentlich wagt sie sich auch in nächster Zeit mal wieder an ein so eigenwilliges Projekt heran.

Cineman: 5 von 5 ★

Her (2013)

Einem Film seinen Stempel aufzudrücken, ohne auch nur ein einziges Mal sichtbar zu sein – dieses Kunststück vollbringt Scarlett Johansson in Spike Jonzes futuristischem Liebesdrama«Her». In der englischen Originalversion ist sie die Stimme eines ausgefeilten Betriebssystems, das der Protagonist Theodore (Joaquin Phoenix) in seiner Verzweiflung nach der Trennung von seiner Jugendliebe Catherine (Rooney Mara) auf seinem Computer installiert.«Wo die Liebe hinfällt» könnte als Überschrift über diesem leisen, ungemein berührenden Film stehen. Denn der introvertierte, sensible Held findet mehr und mehr Gefallen an seiner digitalen Gesprächspartnerin, was offenbar auf Gegenseitigkeit beruht. Samantha, so ihr Name, fühlt sich dank Johanssons facettenreicher, gewohnt rauchiger Sprachperformance wie eine Figur aus Fleisch und Blut an. Die eigentlich unmögliche Romanze, von der«Her» erzählt und die das immer engere Verhältnis zwischen Mensch und Technik klug weiterdenkt, funktioniert vor allem deshalb so gut.

Cineman: 5 von 5 ★

Marriage Story (2019)

Wenn eine Liebe erlischt, bleibt oft verbrannte Erde zurück. Auch in Noah Baumbachs Tragikomödie«Marriage Story» liefern sich die Schauspielerin Nicole (Scarlett Johansson) und der Theaterregisseur Charlie (Adam Driver) nach dem Ende ihrer Beziehung ein erbittertes Ringen. Wie so oft dabei im Mittelpunkt: der gemeinsame Sohn Henry (Azhy Robertson). Bei allen Konfliktpunkten vergessen die beiden Streitenden jedoch nicht, was sie einst verbunden hat. Der an Ingmar Bergmans«Szenen einer Ehe» oder den Sorgerechtsklassiker«Kramer gegen Kramer» erinnernde Film lebt von einem sorgsam ausbalancierten Drehbuch, vielschichtig gezeichneten Figuren und zwei überragenden Hauptdarstellern. Johansson und Driver bei den Auseinandersetzungen der Protagonisten zuzuschauen, ist mitunter schmerzhaft, geht aber auch tief zu Herzen. Für«Marriage Story» konnte Johansson wahrscheinlich aus eigenen Erfahrungen schöpfen. Immerhin gingen ihre Ehen mit ihrem Schauspielkollegen Ryan Reynolds und dem französischen Journalisten Romain Dauriac in die Brüche.

Cineman: 3.5 von 5 ★

Black Widow (2020)

Keine Frage,«Black Widow» hat erzählerische Probleme, verspricht mehr, als der Film am Ende halten kann. Aufgenommen haben wir ihn in die Liste aber sozusagen als Zusammenfassung von Scarlett Johanssons Laufbahn im Marvel-Leinwandkosmos. Die Rolle der Natasha Romanoff alias Black Widow konnte die New Yorkerin seit ihrem ersten Reihenauftritt in«Iron Man 2» mit Charme und Charisma füllen und bildete ein wohltuendes Gegengewicht zu all den männlichen Superhelden der Avengers-Truppe. Ihre Figur durfte sich über die Jahre nicht nur von ihrer kämpferischen Seite zeigen. Auch die emotional verletzliche Ebene kam nicht zu kurz. Johanssons Reise im Marvel Cinematic Universe ist eigentlich beendet. Franchise-Mastermind Kevin Feige äusserte allerdings die Hoffnung, mit der Schauspielerin bei weiteren Projekten zusammenzuarbeiten. In welcher Form? Das muss die Zukunft zeigen.

Cineman: 3 von 5 ★