True Crime: Filme, die von wahren Verbrechen inspiriert wurden

Beitrag von Tamy 24.01.2022 10 Minuten 0

In den letzten Jahren hat sich eine riesige Community gebildet, die sich vor allem für eines interessiert: Wahre Verbrechen, auch «True Crime» genannt. Viele Podcasts, Serien und Filme sind aus diesem Hype heraus entstanden. Dabei gibt es viele Filme, die bereits weit vor dem Trend entstanden sind oder von denen wir meist gar nicht wissen, dass sie von wahren Verbrechen und echten Tätern inspiriert wurden. Ich stelle Dir fünf meiner Lieblingsfilme vor, die einen schaurigen, wahren Kern haben.

Once Upon A Time In … Hollywood (2019)

Quentin Tarantinos neunter Streich handelt von Rick Dalton, einem einst sehr berühmten, talentierten Schauspieler, dessen Karriere jedoch den Bach runterzugehen scheint. Sein Stuntdouble Cliff Booth ist mittlerweile zu seinem Laufburschen geworden und wenn er Dalton nicht gerade herumkutschiert, hütet er dessen Haus in Beverly Hills. Dieses liegt zufällig neben dem Anwesen, in das gerade Roman Polanski und seine schwangere Ehefrau, die aufstrebende Schauspielerin Sharon Tate, ziehen. Während Dalton also versucht seine Karriere zu retten, trifft Booth auf einer seiner Touren durch die Stadt eine Gruppe Hippie-Mädels, die auf einer schmuddeligen Ranch leben, wo sie dem durchgeknallten Kult eines Freaks namens Charles Manson huldigen. Achtung, Spoiler: Der Film endet in einer grotesk-überspitzten Szene, in der Anhänger des Manson-Kults bei Rick Dalton einbrechen und von Cliff Booth und seinem Hund übel zugerichtet und schliesslich getötet werden. 

Margot Robbie in «Once Upon A Time In… Hollywood» © Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Man muss kein True-Crime-Fan sein, um sich unter dem Namen «Charles Manson» etwas vorstellen zu können. Dieser gründete Ende der 1960er- Jahre die berühmte Manson-Sekte, eine Kommune, die einen hippie-ähnlichen Lebensstil führte, jedoch vor allem eine rassistische und sexistische Ideologie verfolgte. Als er mit der Kommune von San Francisco nach Los Angeles umgesiedelt war, stiftete er einige seiner Anhänger dazu an, gut betuchte Bürger zu ermorden und es so aussehen zu lassen, als hätten Schwarze die Morde begangen. Im Jahr 1969 ermordeten vier Sekten-Mitglieder mit Schüssen und mehreren Messerstichen die hochschwangere Sharon Tate, Frau von Roman Polanski, ihre drei Gäste und einen weiteren jungen Mann, der sich zufällig auf dem Grundstück aufhielt. Drei der vier Manson-Anhänger waren junge Frauen. 

Quentin Tarantino macht mit der wahren Geschichte um die sogenannten Tate-Morde etwas, das er bereits in seinem Film «Inglourious Basterds»gemacht hat: Er nimmt die wahren Begebenheiten und gibt ihnen einen Twist, sodass ein alternatives Ende entsteht. Ist man über die Geschehnisse um die Morde im Bilde, bedeutet das einen waschechten Plottwist. So wartet man nämlich umsonst darauf, dass Sharon Tates Leben, das immer wieder bruchstückhaft in dem Film gezeigt wird, ein grausames Ende nimmt. 

Quellen: welt.de, Wikipedia

Cineman: 3.5 von 5 ★

Zodiac – Die Spur des Killers (2007)

Das San Francisco der 1960er-Jahre wird von einem brutalen Serienkiller geplagt. Dieser findet vor allem Freude daran, seine Taten in die Öffentlichkeit zu tragen. So schickt er immer wieder Briefe und Rätsel an eine örtliche Zeitung und verhöhnt die Polizisten. Der Karikaturist Graysmith, der eigentlich keine besondere Stellung bei der Zeitung hat, kann dank seinem Feingefühl für Rätsel und seinem logischen Denken dem Redakteur Avery helfen. Zusammen versuchen sie, dem Killer, der sich selbst «Zodiac» tauft, auf die Spur zu kommen. Zeitgleich sind auch die beiden Ermittler Toschi und Armstrong an dem Fall dran, der sie auf eine harte Geduldsprobe stellt.

Robert Downey Jr. und Jake Gyllenhaal in «Zodiac – Die Spur des Killers» © Warner Bros. Ent. All Rights Reserved

Unter vielen True-Crime-Fans gilt der Film «Zodiac – Die Spur des Killers» als einer der akkuratesten seines Genres. Der Zodiac-Killer, der fünf Menschen tötete, zwei schwer verletzte und behauptete, dass er unzählige weitere auf dem Gewissen hätte, ist, genau wie im Film, bis heute unbekannt. Er fokussierte sich zunächst auf junge Paare und änderte seine Vorgehensweise später, um die Polizei auf eine falsche Fährte zu führen. Genau wie in David Finchers Werk schickte er der Polizei auch Rätsel aus Zahlen, Buchstaben und Zeichen, von denen einige für immer ungelöst blieben – bis jetzt. Und nicht nur eine der kryptischen Nachrichten konnten jetzt, gute 50 Jahre später, geknackt werden – auch die Identität des True-Crime-Mysteriums könnte gelüftet worden sein. Kürzlich lösten drei Forscher einen der Codes. Ausserdem tat sich eine Gruppe von ehemaligen Staatsanwälten und FBI-Agenten zusammen, um endlich die wahre Identität des Killers ans Licht zu bringen. Die Ermittler sind sich absolut sicher: Gary Lee Poste, ein früherer Soldat, ist der Zodiac-Killer. Dies habe die Gruppe von Ermittlern anhand eines Abgleichs von Fahndungsbildern herausfinden können. Da Poste bereits tot ist, wird sich diese Theorie leider nie vollends bestätigen lassen. 

Quellen: datanami.com, screenrant.com, faz.net

Cineman: 4 von 5 ★

American Psycho (2000)

Patrick Bateman lebt das Leben eines erfolgreichen Wallstreet-Brokers. Doch er hat nicht nur Geld und Ansehen, sondern auch ein hohen Anspruch an sich selbst und sein Aussehen. So ist er dank seiner Morgenroutine makellos – vor allem von aussen. Seine Verlobte langweilt ihn zwar, doch sie ist auch zu beschäftigt mit ihrem eigenen Leben, um zu bemerken, dass Bateman sich seine Nächte mit Prostituierten vertreibt. Diese müssen für Geld nicht nur seine Pornofantasien erfüllen, sondern werden danach auch noch brutal ermordet. Bateman steigert sich in seine Blutlust so hinein, dass er schliesslich ein ganzes Apartment voll mit Leichen hat. Das scheint keiner so wirklich zu merken, bis er seinen Kollegen Paul Allen umbringt und ein Ermittler auf der Matte steht. 

Christian Bale in «American Psycho» © Xenix Filmdistribution GmbH

Zugegeben, «American Psycho» beruht nicht wirklich auf einem bestimmten Täter oder Verbrechen. Dennoch dürften für viele, die sich für True Crime interessieren, einige Referenzen aufgefallen sein. So zum Beispiel behauptet Bateman selbst, dass zwei seiner Helden Ed Gein und Ted Bundy seien. Die beiden sind zwei «Heavy Hitter», wie es die True-Crime-Community gerne nennt: sehr bekannte Serien-Killer. Die Parallelen von Ted Bundy zu Patrick Bateman, ein Frauenmörder der 1970er-Jahre, sind für viele Fans offensichtlich. Ted Bundy galt als charismatisch und attraktiv und auch er ermordete Prostituierte. Der Autor des gleichnamigen Buches Bret Easton Ellis bestätigte, dass er mehrere Bücher über Bundy las, bevor er die Vorlage zum Film schrieb. Übrigens: Im Film zitiert Patrick Bateman seinen Helden Ed Gein, einen Serien-Killer, als er in einer Bar in Manhattan mit seinen Kollegen sitzt. Tatsächlich stammt das Zitat jedoch nicht von Ed Gein, sonder von Ed Kemper, einem weiteren Heavy-Hitter.

Quellen: dreadcentral.com

Cineman: 4 von 5 ★

Das Schweigen der Lämmer (1991)

Wer kann die Denkweisen eines psychopatischen Serienkillers besser nachvollziehen als ein psychopatischer Serienkiller selbst? Um einem brutalen Serienmörder ausfindig zu machen, der seinen weiblichen Opfern die Haut abzieht, soll die angehende FBI-Agentin Clarice Starling Dr. Hannibal Lecter befragen. Dieser war ein Psychiater, bevor er zum Serienmörder und Kannibalen wurde. Er soll nun Starling dabei helfen, die Denkweisen von Buffalo Bill, so wird er von den Medien getauft, zu verstehen. Doch Dr. Lecter verstrickt die junge FBI-Agentin in ein psychologisches Spiel: Er gibt ihr nur Informationen, wenn auch sie ihm welche über sich und ihr Privatleben gibt.

Anthony Hopkins in «Das Schweigen der Lämmer» © Cineman

Buffalo Bill, der Serienmörder, der die FBI-Agentin Starling in Atem hält, wurde von vielen verschiedenen Tätern inspiriert und auch Starling selbst hat ein realweltliches Gegenstück. So wie Bret Easton Ellis, lies auch der Autor der Vorlage von «The Silence of the Lambs» Thomas Harris sich von einem Täter inspirieren, den er selbst in einem Gefängnis in Mexiko traf. Clarice Starling basiert auf der FBI-Agentin Patricia Kirby. Die Idee zum Buch bekam Harris durch den bekannten Fall des «Green River Killers», bei dem Ted Bundy selbst dem FBI half, den Fall aufzuklären. Doch das ist noch nicht alles: Wer schon mal einen True-Crime-Podcast gehört hat, dem ist der Name John Douglas auf jeden Fall ein Begriff. Er ist einer der ersten Profiler der USA und diente als Vorlage für Jack Crawford, der im Film die Verhaltensforschungsabteilung leitet. Buffalo Bill selbst basiert vor allem auf dem Serienmörder Ed Gein, der neun Frauen tötete und ihre Haut trug. Ausserdem gilt Gary Michael Heidnik als eine wichtige Vorlage für Buffalo Bill. Heidnik entführte Frauen und kettete diese in seinem Keller an, um sie für Monate zu foltern und zu missbrauchen.

Quelle: mamamia.com

Wind River (2016)

Der Fährtenleser und Jäger Cory Lambert hat in einem Indianerreservat den Auftrag, drei Pumas zu erlegen, die die Farmtiere der Einwohner plagen. Auf einem seiner Streifzüge macht er eine traurige Entdeckung: Er findet die Leiche einer erfrorenen jungen Frau, die für Cory keine Unbekannte ist. Das Mädchen war eine Freundin seiner eigenen Tochter, die ebenfalls in der Kälte der Tundra ums Leben kam. Bei der Autopsie kommt heraus, dass das Opfer vergewaltigt wurde, weshalb die Bundesagentin Jane Banner den Fall übernimmt, bei dem ihr Cory zur Seite stehen soll. Nach dem Fund einer weiteren Leiche treten vor allem die Männer, die in der nahe gelegenen Ölförderanlage arbeiten, in den Fokus der Ermittlungen. 

Jeremy Renner in «Wind River» © Cineman

Auch wenn der Fall um die ermordete junge Frau in «Wind River» fiktiv ist und auf keinem bestimmten Verbrechen beruht, hat die Thematik des Films einen wahren Kern. Regisseur und Drehbuchautor Taylor Sheridan zog die Inspiration für seinen Film aus der traurigen Realität rund um Indianerreservate in den USA und Kanada. Die Kriminalitätsrate in den Reservaten ist höher als in den meisten anderen Regionen des Landes und liegt zweieinhalb Mal so hoch wie der nationale Durchschnitt. Der Film macht darauf aufmerksam, dass besonders die Mordrate an indigenen Frauen zehnmal so hoch ist wie der nationale Durchschnitt. Somit hat eine von drei indigenen Frauen in ihrem Leben Vergewaltigung oder einen Vergewaltigungsversuch erlebt. Die furchtbare Wahrheit, die Taylor Sheridan zum Ende des Films in den Vordergrund stellt: Diese Straftaten gehören zu den am wenigsten verfolgten. Das liegt an den Justizsystem, das für die Indianerreservate besteht. Eine Person, die wegen eines nicht strafbaren Verbrechens angeklagt wird, das innerhalb eines Reservats begangen wurde, kann nur innerhalb dieses Reservats gefasst werden. Wird jedoch ein Eingeborener wegen einer Straftat gegen einen Nicht-Eingeborenen angeklagt, kann er sowohl von der Bundesregierung als auch von der Stammespolizei, die für das Reservat zuständig ist, verfolgt werden.

«Wind River» läuft am 24. Januar um 23.15 auf ZDF

Quelle: thecinemaholic.com

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