Eisenbahn-Romantik
E0 • Vom Blauen Nil ans Rote Meer
Dokumentation
Deutschland
Eine über hundertjährige Eisenbahntradition und eines der längsten Schienennetze Afrikas könnten eine gute Voraussetzung sein, die Entwicklung des Sudan voranzubringen. Doch die Realität sieht anders aus. Fünf Wochen lang war das "Eisenbahn-Romantik"-Team auf Schienen und Wüstenpisten unterwegs, um der Frage nachzugehen, warum im Sudan die meisten Züge stehen anstatt zu fahren. Ursprünglich kamen alle Lokomotiven aus den USA oder Europa, auch vierzig Henschel-Diesellokomotiven. Nur zehn davon sind noch betriebsfähig. Es sind vor allem Ersatzteile, die fehlen. Hunderte Lokomotiven stehen in den Betriebswerken und können trotz des vorhandenen Knowhows nicht repariert werden. Tausende ungenutzter Wagons säumen die Strecken. Mit dem "Al Nillquote", dem neuen Schnellzug mit maximal 70 km/h wegen der Kamele und Viehherden, geht es durch die Wüste nach Atbara. Hier ist das Zentrum der sudanesischen Bahn, hier war einst das größte Betriebswerk Afrikas. Gerade werden Radsätze aufgearbeitet, neue Reifen aufgezogen. In einer Ecke stehen zwei Kessel, bei näherem Hinsehen entpuppen sie sich als die letzten Zeugen der längst vergangenen Dampflokära. In einem achtzig Jahre alten Film, den das SWR-Team in einem Archiv entdeckte, sind die Loks noch voll unter Dampf zu sehen. Die Mitfahrt mit einem Güterzug von Port Sudan hinauf ins Gebirge nach Summit auf 900 Meter Höhe ist das Highlight der Reise. Beim Beladen im Hafen läuft noch alles händisch. Ein Massengutfrachter aus Indien mit Zucker hat angelegt. Mit 25 km/h müht sich die Lok die Steigung hoch. Es ist eine beeindruckende Gegend. An manche Orte kommt man nur mit der Bahn. "Ich hoffe, für die nächste Generation, dass es wieder mehr Züge gibt, damit sie diese Landschaft kennenlernen können", sagt der Lokführer.