Wer braucht den Osten?
E1 • Politik
Documentary
Deutschland
2018
Als die DDR 1990 der Bundesrepublik beitrat, sollte alles so werden wie im Westen. Die gleiche Währung, die gleiche Wirtschaftsordnung, gleiche Parteien, gleicher Wohlstand - und das möglichst schnell. Doch heute ist klar: Deutschland ist nicht einfach größer geworden. Der Osten hat das gesamte Land verändert. Deutschland wählt anders, lebt und streitet unterschiedlich. Liegt es am Osten, dass es die Wahrheiten der alten Bundesrepublik heute so nicht mehr gibt? Ostdeutschland ist Vorreiter für ein verändertes Wahlverhalten und vielerorts heftig artikulierte Unzufriedenheit, aber auch für gewaltige Veränderungen von Lebens- und Arbeitswelten. Bleibt der Osten das ewige Sorgenkind der Nation, oder bietet sich durch ihn die Chance, alte Denkmuster zu überwinden, Neues zu etablieren? Weckt der Osten gerade den Westen auf? Wer braucht diesen Osten? Die dreiteilige Dokumentation geht diesen Fragen nach.
Teil 1: Politik
Bei den Bundestagswahlen 2017 haben Ost und West so unterschiedlich gewählt wie noch nie. Während 1990 in der ganzen Bundesrepublik ähnliche Koalitionen bevorzugt wurden, wäre jetzt eine große Koalition alleine mit den Ergebnissen in Ostdeutschland eben so wenig machbar wie "Jamaika". Der Osten hat mit fast 50 Prozent eine Mehrheit aus CDU und AfD gewählt.
Im Stammland der Ost-CDU, im einst von "König Kurt" Biedenkopf mit fast 60 % regierten Sachsen, fuhr die AfD mehr Stimmen ein als die CDU. Biedenkopf, mag nicht mehr nur zusehen, wie sich "sein Sachsen" entwickelt - und zieht jetzt aus Bayern wieder nach Dresden, mit 88, um aufzurütteln.
Was ist geschehen im Osten? Die Parteienbindung ist deutlich geringer als im Westen, die Gesellschaft überaltert. Und es ist die Vergangenheit, die immer wieder zur Gegenwart wird - die Sehnsucht nach Runden Tischen wie damals in den Wendemonaten, nach mehr direkter Demokratie, die Skepsis gegenüber "denen da oben". Experten halten den Osten Deutschlands für einen Seismographen gesellschaftlicher Beben, die bald ganz Deutschland erreichen könnten.
"Wer braucht den Osten?" skizziert eine Antwort. Dieser Osten wird gebraucht, mit all seinen Brüchen, Erfahrungen, Irrwegen und Lösungsansätzen für die Zukunftsfragen des gesamten Landes. Zu Wort melden sich Politiker wie Kurt Biedenkopf und Menschen, die sich aus Enttäuschung über das etablierte Parteiensystem politisch engagieren, auch in ganz neuen Bürgerbewegungen, die den Geist von 1989 atmen.
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